Gayroyal für Österreich: Eine sehr beliebte Plattform unter Schwulen – aber der Fokus liegt eindeutig auf erotischen Dates

Der 32-jährige Marvin ist homosexuell und hat genug von One-Night-Stands. Er möchte ankommen und die Suche nach einer festen Partnerschaft angehen. Dafür hat er sich Gayroyal ausgesucht und uns erzählt, was auf der Plattform verbesserungswürdig ist und wieso er nach rund sechs Monaten Mr. Right noch nicht begegnet ist. Seine Erfahrungen teilen wir euch in diesem Artikel mit.

„Da Gayroyal in Österreich zu den beliebtesten Plattformen für Schwule gehört, glaubte ich dort bestens aufgehoben zu sein. Was ich wollte? Ich wollte mich wieder verlieben und dieses Kribbeln im Bauch spüren. Viele denken, Schwule seien immer nur auf den schnellen Spaß aus, aber das stimmt nicht. Okay, wer sich bei Gayroyal anmeldet, kann schnell das Gefühl bekommen, dass es wirklich so ist. Es gibt in Europa rund 250.000 aktive Mitglieder und scheinbar wollen alle nur das eine!“

Tatsächlich verzeichnet die Community von Gayroyal europaweit rund 250.000 Mitglieder. In Österreich sind es allerdings nur um die 10.000 Männer, die aktiv auf der Suche sind. Der Grund? Als Konkurrent ist Planetromeo immer noch an der Spitze. Hier geben rund 80 Prozent der Nutzer an, sie seien schwul und die restlichen 20 Prozent melden sich als bisexuell an.

„Die Anmeldung ist auf Gayroyal schnell abgehakt. Was ich allerdings etwas störend finde, ist, dass sich auch Boys gegen ein Taschengeld anbieten dürfen. Es besteht die Alternative, sich als Escort-Gay anzumelden und dann auf Kundenjagd zu gehen. Ist ja auch völlig legitim, dass es in der Schwulenszene Escorts gibt, aber in meinen Augen sollte es dafür einen separaten Bereich geben. Das würde es mir ersparen, ununterbrochen Anfragen zu erhalten, in denen sich die Bezahl-Boys präsentieren. Ich möchte mich verlieben und keinen Spaß gegen Geld.“

Damit ist Marvin nicht allein, denn diesen Punkt führen viele Nutzer als Kritik an. Zumal die Escort-Gays bei Gayroyal alles andere als zurückhaltend sind ungefragt in die Offensive gehen. Du hast bei der Registrierung die Wahl, ob du dich als privater Nutzer anmelden möchtest oder eben den Weg als Escort einschlagen möchtest. Die Wahl entfällt allerdings, wenn du dir ein XL-Abonnement besorgst. So kannst du parallel zwei Profile anlegen und beide Varianten ausprobieren.

Bezüglich der Profilgestaltung können sich andere Seiten eine Scheibe von der Plattform abschneiden. Das Potenzial wird allerdings nur selten ausgeschöpft, was recht schade ist. Immerhin kannst du Bilder hochladen, Videos hinzufügen und Freitexte nutzen, um dich von deiner besten Seite zu präsentieren.

Obacht: Es gibt die Funktion, die Standortlokalisierung zu aktivieren. Dadurch werden direkt die Kontakte angezeigt, die in deiner unmittelbaren Nähe sind. Das ist aber kein Muss, denn diese Funktion kannst du auch kurzerhand aktivieren und deaktivieren. Das verhindert, dass dein Standort dauerhaft an Google übermittelt wird und verleiht dir ein zusätzliches Sicherheitsgefühl.

„Was ich nicht gut finde, ist der Punkt, dass jedes Mitglied kostenlos Nachrichten versenden kann. Dadurch habe ich so viele Nachrichten erhalten, auf die ich gerne verzichtet hätte. In dem Zusammenhang sind auch viele Fakes unterwegs, die einen mit ihren Nachrichten auf Bezahlseiten locken möchten. Sobald ich sie melde, verschwinden sie auch und werden gebannt. Aber kurz darauf tauchen sie mit einem neuen Profil auf. Ich denke, wenn der Nachrichtenversand nur mit einer bezahlten Mitgliedschaft funktionieren würde, wäre das schon ein Schritt in die richtige Richtung. Und es wäre schön, wenn nicht jeder sein bestes Stück im Bildformat versenden könnte. Vielleicht kann man da eine Überprüfung durchführen.“

Was die Kontaktfunktionen betrifft, mangelt es auf Gayroyal nicht an Optionen. Der Nachrichtenversand ist für alle Mitglieder komplett kostenlos. Wer sich für eine XL-Mitgliedschaft entschließt, kann sich obendrein im Chat mit anderen Männern austauschen. Eine Funktion, die jedem freisteht, ist die Einsicht der letzten Profilbesucher, der die Nutzung der Gästebücher, mit denen du die Aufmerksamkeit von interessanten Kontakten auf dich ziehst.

Neben den Nachrichten können auch Bilder und Videos versendet werden, was grundlegend gut ist, aber von den Gayroyal Mitgliedern immer wieder kritisiert wird. Der Grund ist, dass es zu viele unerwünschte Bilder mit nackten Tatsachen gibt. Marvins Ansatz einer Prüfung und Freigabe wäre dahingehend ein Lösungsansatz. Oder die Mitglieder können selbst bestimmen, von wem sie überhaupt Bilder haben möchten.

„Erst als ich auf der Webseite die Werbung gesehen habe, wusste ich, dass es eine Gayroyal App gibt. Vielleicht, weil sie anders heißt und unter dem Namen „TYTE“ zu finden ist. Dafür steht sie sowohl für Android als auch für iOS zum Download bereit. Und was soll ich sagen – die App ist wirklich super. Ich habe direkten Zugriff auf die Nachrichten und kann wie bei anderen Messengern problemlos chatten. Noch dazu sehe ich immer, wenn meine Favoriten online sind, was ich sehr gut finde.“

Über die TYTE App können die Mitglieder ihre Mitgliedschaften verwalten und haben Zugriff auf alle Basic-Funktionen. Dazu gehört der Nachrichtenversand ebenso wie das Versenden von Bildern. Die App ist allerdings ungeeignet, wenn es um die Anmeldung und die Profilgestaltung geht. Diese Punkte sollten vorab via Desktop abgeschlossen werden.

„Ich mag die Seite, finde aber die Mitglieder nicht so toll. Immerhin habe ich nach einem halben Jahr keinen Mann aus meiner Umgebung gefunden, der sich ebenfalls verlieben möchte. Augenscheinlich ist es so als würden die Royal-Gays nur nach Sex suchen. Ich meine, dafür ist die Plattform auch konzipiert, aber ich fühle mich mit meinen ernsten Absichten etwas deplatziert. Deshalb lautet mein persönliches Fazit: Für unverbindliche Treffen ist Gayroyal wahrscheinlich das reinste Paradies. Aber wer mehr und sich verlieben möchte, muss sich wirklich in Geduld üben und sich mit zahlreichen Sex-Anfragen rumschlagen.“

Marvins Eindruck ist repräsentativ für die allgemeine Meinung zahlreicher Gayroyal-Nutzer. Der Fokus liegt auf erotischen Dates, während die Partnersuche sich als schwierig erweist. Aber die Flinte ins Korn werfen oder die Hoffnung nicht aufgeben?

Da Gayroyal auch in Österreich zur Spitze der Datingseiten für Schwule gehört, ist diese Frage nicht so einfach zu beantworten. Es lohnt sich in jedem Fall, einen Blick auf die Community zu werfen – auch wenn man sich wieder verlieben möchte.